Denkmal mit Frau

GegenStand, August 2019, Innsbruck
Feministischer Aktionismus,
Am Leopoldsbrunnen: Sieglinde Schauer, Terfens. wanderreiten.tirol


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Publikation Buchstand
Fotografien-Shootings

Die Sichtbarkeit verdienstvoller Frauen, ein Nachdenken über die Präsentation bzw. Lagerung von Kunstwerken und die Praxis  Frauen­persönlich­keiten auszuzeichnen (in Tirol) wurde in einer kurzfristigen Aktion umgesetzt.
Sieglinde Schauer verbindet sich mit dem Gegenstand – einem in Innsbruck wohlbekannten Podest des Leopoldsbrunnen und wird (stellvertretend) selbst zum Denkmal einer großen Tochter. Fotografisch dokumentiert von Monika K. Zanolin.
Für genauere Informationen lesen sie den Blickpunkt Artikel von Agnes Czingulsky hier weiter unten und den Gastkommentar in den Salzburger Nachrichten.

Publikationen:

14. August 2019, Blickpunkt, Stadtblatt Innsbruck

von Agnes Czingulszki

 

 

 

15. September 2019, SN Salzburger Nachrichten: Gastkommentar

Zwischen der Innsbrucker Hofburg, dem Tiroler Landestheater und dem neuen Haus der Musik prunkt der frisch renovierte Leopoldsbrunnen, allerdings ohne Wasserspiel und, noch schlimmer, ohne Erzherzog Leopold V auf dem Podest.

Der Leopold auf seinem bronzenen Pferd gehört dem Wiener KHM, das ihn nach der Restaurierung nicht mehr rausrücken will. Zwölf Millionen Euro wäre das Standbild wert! War noch nie versichert! Und das in Innsbruck. Nun muss er natürlich versichert werden. Oder er bleibt im KHM.

Warum eigentlich nicht?

Wen oder was könnte man seiner statt auf den Sockel stellen, habe ich mich gefragt, mittlerweile nicht nur ich. Da gäbe es viele rühmenswerte Leute in Tirol, die noch nicht seit 400 Jahren tot sind.

Heimat bist du großer Töchter und Söhne.

Dass der Ehrenplatz am Podest auf Innsbrucker Denkmäler weiblichen Persönlichkeiten gewährt wird, ist selten. Es gibt Heilige wie die Heilige Anna auf der Annasäule, die Nothburga und hübsche namenlose Nymphen sowie allegorische Figuren an diversen Brunnen.
Auf meine Frage an die Kulturvermittlerin des Ferdinandeums, Angelika Schafferer, ob es überhaupt ein Denkmal mit einer Frau in Innsbruck gäbe, fiel ihr keines ein. Es gäbe die Malerin Angelica Kaufmann als Porträtkopf an der Museumsfassade des Ferdinandeums und an der Triumphpforte gäbe es reliefierten Bildschmuck der Kaiserin Maria Theresia mit einigen Erzherzoginnen. In der Hofkirche stünden immerhin etliche weibliche Schwarzmander.

Was wäre das doch für eine Gelegenheit die teure Versicherungsprämie zu sparen, Leopold den Wienern zu lassen und Fotos von der Masse aller bekannten und noch unbekannten großen Töchter in Serie im Minutentakt zu veröffentlichen. Zum Beispiel als Lichtbild am Brunnensockel. Angelika Schafferer und mir fielen ad hoc 20 verdienstvolle Frauen in unserer eigenen sozialen Umgebung ein.
Einigen Frauen wird tatsächlich alljährlich am Hohen Frauentag von Landeshauptmann Günther Platter die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen, aber ein Denkmal mit einer Tirolerin, einer Österreicherin, die Großes in Wissenschaft, Kunst, Politik, Sport, Soziales leistet bzw. geleistet hat, wäre überfällig.

Andererseits könnte man die Sinnhaftigkeit von unbeweglichen Denkmälern grundsätzlich hinterfragen, denn das Aufbewahren von Kunstwerken wird langsam zur ernsthaften Platzfrage.  Also Kunstwerke mit  Ablaufdatum und dann schreddern oder sprengen? Der Gedanke tut weh, aber…

Lichtbilder wären eine Lösung, meine Denkmalphantasien formen ein dreidimensionales freischwebendes, überlebensgroßes Hologramm, wo Laserstrahlen geisterhaft ein Abbild mitten in die Luft zaubern. So hoch oben, mitten am Platz zwischen Hofburg und Haus der Musik.
Na, Grüß Göttin, höre ich es raunen, so weit wird Mann es nicht kommen lassen, in Innsbruck. Doch stellen wir es uns vor: Wen würden wir öffentlich gewürdigt sehen wollen? Viele. Innsbruck wäre mit einem Schlag die Stadt der tollsten Frauen, mit der größten Wertschätzung von Frauen der Welt.

Damit wenigstens mit Sicherheit EINMAL – für EINE Minute – EINE FRAU – in Innsbruck auf dem Sockel eines Denkmals steht, stellvertretend für alle, bat ich Sieglinde Schauer, Pferdetrainerin, Reitpädagogin sowie Extremsportlerin  für ein Foto hochzuklettern.
An einem ruhigen Vormittag, als die Touristenflut noch nicht am Brunnenrand eifrig fotografierte, waren wir vor Ort. Sieglinde Schauer kraxelte innerhalb von zehn Sekunden vorsichtig zwischen den nackten bronzenen Knaben am steinernen Mittelbau hoch, posierte in luftiger Höhe auf diesem winzigen Fleckerl auf einem Bein und war schon wieder herunten. (mk Zanolin)